Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) wird hinsichtlich der Definition und der Diagnose von medizinischen Fachgesellschaften, Ärzten, Psychologen und Patienten inhomogen betrachtet.
Aus unserer Sicht stellen wir die Diagnose bei Vorliegen folgender Symptome:
- Schmerz größer als 3 Monate
- Schmerz in über 3 Körperregionen – obligat Achsenskelett und zusätzlich 2 weitere Körperregionen: rechte Körperhälfte oder linke Körperhälfte oder oberhalb der Taille und unterhalb der Taille
- Schmerzen werden meist gelenknah, d.h. an den Sehnenansätzen empfunden.
Im gesamten Bereich des Körperstammes und der Extremitäten besteht eine erhöhte Druckempfindlichkeit. Die Untersuchung der definierten 18 Tenderpoints (gemäß der Empfehlung des American Colleg of Rheumatologie – ACR) sehe ich bei fehlender Standardisierung als problematisch an.
Die Druckempfindlichkeit des Körpers spricht aus meiner Sicht am ehesten für ein erhöhtes Schmerzempfinden bzw. eine gestörte Schmerzverarbeitung.
Die beschriebenen Schmerzen sind allerdings keine eingebildeten Schmerzen, wie häufig vom Patienten befürchtet. Im Gegenteil, sie lassen sich mit einer gestörten Schmerzverarbeitung im Bereich des schmerzverarbeitenden Systems erklären.
Häufig berichten die Patienten auch über eine erhöhte Tagesmüdigkeit und eine allgemeine verminderte kognitive und körperliche Leistungseinschränkung.
Das Fibromyalgiesyndrom ist eine biopsychosoziale Erkrankung, d. h. berufliche und soziale Belastungsfaktoren führen zu einer gestörten Schmerzverarbeitung. Das schmerzhemmende System, besonders im Rückenmark, wird durch eine Verminderung von Neurotransmittern (z.B. Serotonin und Noradrenalin) gestört. Dies führt zu Schmerzen, die durch eine organische Diagnostik nicht erklärt werden können.
Es besteht eine Überschneidung mit der Diagnose, der somatoformen Schmerzstörung. Nach der Diagnosestellung des Fibromyalgiesyndroms ist eine Aufklärung des Patienten zur Erkrankung wichtig.
Häufig persistieren die Beschwerden im Langzeitverlauf des FMS. Bei den meisten Betroffenen wird aber eine bessere Schmerzverarbeitung und eine bessere Anpassung an die Beschwerden erreicht. Durch die verbesserte Schmerzverarbeitung erreichen die Patienten meist eine höhere Lebensqualität. Eine unterstützende verhaltenstherapeutische psychologische Therapie ist dabei sinnvoll.
Auch die Gabe eines Antidepressivums kann eine Verbesserung bewirken.
Häufig profitieren die Patienten von einer Organisation in Selbsthilfegruppen.
Der Schmerztherapeut übt bei Patienten, die an einer Fibromyalgie erkrankt sind, meist eine begleitende, aufklärende, organisatorische Funktion aus.